Die Architektengruppe BAR (Base for Architecture and Research) wurde 1992 aus dem gemeinsamen Studium heraus von Antje Buchholz, Jack Burnett-Stuart, Michael von Matuschka und Jürgen Patzak-Poor gegründet. Als Team mit unterschiedlichen Schwerpunkten verfolgt BAR eine Arbeitsweise an der Schnittstelle von Forschung und Praxis.
Anhand von Fallbeispielen in Berlin, Warschau, Neapel und anderen Städten wurden Alltagssituationen untersucht, mit dem Ziel die Wechselwirkung von Raum und Gebrauch zu erforschen und mit Hilfe spezifischer Darstellungstechniken, unter anderem Film/Video, sichtbar zu machen. Den Ansatz, der Perspektive des Planers eine situative Sichtweise hinzuzufügen und in die Architekturkonzeption mit einzubinden, hat BAR in mehreren Veröffentlichungen formuliert (s. Jeder ist ein Architekt in Situativer Urbanismus, Arch+ 183, 2007). In diesem Zusammenhang steht auch die Auseinandersetzung mit Ludwig Leo, einem West-Berliner Architekten der Nachmoderne, dessen intensive Arbeit am Programm bei jedem seiner Projekte eindrucksvoll durch die Darstellung gebrauchstechnischer und kommunikativer Situationen anschaulich wird. Mit seiner Entwurfsweise hat Leo radikale Raumkonzeptionen entwickelt, die kürzlich in einer ersten Ausstellung gezeigt wurden, die BAR in Zusammenarbeit mit Gregor Harbusch für die Wüstenrot Stiftung konzipiert und realisiert hat (s. Ludwig Leo Ausschnitt, Katalog zur Ausstellung, 2013).
In der Praxis hat BAR Bau- und Entwurfsprojekte in ganz unterschiedlichen Maßstäben entwickelt und umgesetzt. In anfänglich kleinmaßstäblichen Projekten, wie das Durchgangsbad, 1993, wurden Themen wie Dichte, Nutzungsüberlagerung und Kommunikation innerhalb eines Wohn- und Arbeitskontextes im 1:1 getestet und in den späteren, größeren Projekten weiter konzeptionalisiert. Zuletzt realisiert wurde das Wohn- und Atelierhaus Oderberger Str. 56 in Berlin, ein Projekt, das von BAR initiiert wurde mit dem Ziel eine Gebäudestruktur zu entwickeln, die das Zusammenspiel von Wohnen und Arbeiten ermöglicht und neu organisiert. Entstanden ist ein Gebäude mit einer komplexen Raumstruktur, die durch ineinandergreifende Volumina, Kleinteiligkeit und Kombinierbarkeit gekennzeichnet ist. Das Projekt wurde vielfach ausgezeichnet und publiziert (s. Arch+ features 1, BARarchiteken, 2010). An der gegenwärtigen Debatte um neue Modelle für den Wohnungsbau und Fragen der städtischen Mischung ist BAR aktiv mit mehreren Projekten beteiligt (u. a. Wohnungsbauprojekt Arndtstraße für die GEWOBA Bremen aus dem Wettbewerb Ungewöhnlich Wohnen; Urban Living, eingeladener Ideenwettbewerb vom Berliner Senat, 2013/14; Gemische Quartiere, Baukulturwerkstatt, Bundesstiftung Baukultur, 2014).
Das Interesse an der Erforschung und Entwicklung modellhafter Raumkonzeptionen zieht sich durch BARs gesamte Praxis und ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeitsmethode. Vor diesem Hintergrund wird das physische Modell als ein zentrales Werkzeug im Arbeitsprozess verstanden. Bei der Entwicklung eines Modells geht es weniger um die Simulation eines Architekturentwurfs, als um das Herausarbeiten modellhafter und konzeptioneller Zusammenhänge. Aus der Vielzahl der BAR-Modelle ist das Projekt Modellstadt entstanden, das mehrfach international ausgestellt wurde (zuletzt Fischgrätenmelkstand, Temporäre Kunsthalle Berlin, 2010). In wechselnden Installationen stellt die Modellstadt ein aktives räumliches Archiv dar, das Entwurfsideen neben Fallstudien stellt und in das Videosequenzen der beweglichen Modelle sowie Ausschnitte städtischer Alltagssituation-en eingearbeitet wurden.
Neben der Praxis waren BARarchitekten zu zahlreichen Vorträgen und Gastkritiken an Universitäten eingeladen und haben gemeinsam und individuell Erfahrungen in der Lehre gesammelt.
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